Begegnungen, Abenteuer und neue Freundschaften!
Ihr habt eine Vorstellung von arabischer Gastfreundschaft, von Tee mit Pfefferminzblättern oder Kaffee mit Kardamom und Zucker? Wenn ihr an arabische Länder denkt, denkt ihr an Kamele, Sand und Palmen? Vielleicht denkt ihr auch an Krise, Flucht und Verfolgung. Ihr seid neugierig, möchtet selber nach Jordanien hin, aber sprecht kein Arabisch? So oder so ähnlich erging es 30 Pfadfinderleiterinnen und -leitern, mit denen wir im Herbst 2016 nach Jordanien gereist sind.
Abgesehenvon einem Wochenende im Frühjahr 2016, kannten wir Mitreisenden uns nicht. Damit begann auch schon das Abenteuer. Einzeln oder in kleinen Gruppen reisten wir nach Jordanien.
Die meisten kamen nachts beim Treffpunkt an: dem Pfadfinderhaus in Amman. Die Tour vom Flughafen zum Haus meisterten sie in Taxis, die sie mehr oder minder direkt zum gewünschten Ziel brachten. Die Verständigung mit den Taxifahrern war schon schwierig, es half nur ein handgeschriebener Zettel: Pfadfinderhaus am Hügel Al Weibdeh, zwischen katholischer Kirche und Caritas Gebäude. Den Zettel hatte ein jordanischer Pfadfinder auf Arabisch geschrieben. Lesen konnte den, außer dem Fahrer niemand. Der aber kannte in der Regel diesen Hügel nicht und schon gar nicht das Pfadfinderhaus. Trotz dieser kleinen sprachlichen Schwierigkeit schafften es doch alle, den Startpunkt zu erreichen. Unser Abenteuer begann!
Die katholischen Pfadfinderinnen und Pfadfinder des Al Weibdeh Stammes begrüßten uns herzlich. Es ist wie überall: erst Händeschütteln, lächeln, freudiges Begrüßen – dann teilen sich die Gruppen wieder. Man ist sich noch fremd. Um dies schnell zu überwinden, haben die jordanischen Pfadfindenden ein tolles Spiel vorbereitet (zur Nachahmung empfohlen): Wir Deutschen wurden in Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhielt eine jordanische Begleitung. Die Spielregeln sind einfach: Mit Händen und Füßen mit allen reden, die wir auf den Straßen Ammans treffen. Einfach mal nach dem Weg fragen. Es werden Fotos eines Gebäudes ausgeteilt, das es zu finden gilt. Es geht um Kommunikation und Spurenlese. Während unsere jordanischen Begleitungen den Auftrag haben, auf uns aufzupassen und uns nicht zu helfen, erkunden wir Amman. Kreuz und quer geht es durch die Stadt, an jeder gefundenen Station, treffen wir neue Pfadfinderinnen und Pfadfinder und erhalten neue Fotos. Während des Herumirrens bringen sich unsere Begleitungen mehr und mehr ein. Wir lachen viel zusammen und erzählen uns voneinander. Keiner spricht perfekt Englisch, man hilft sich gegenseitig aus. Am frühen Abend sind wir mehr als glücklich zurück.
Wir haben eine Einladung zu ihrem Gottesdienst erhalten. Ihr Pfarrer begrüßte uns herzlich auf Englisch. Dann wechselt er wieder ins Arabische. Während wir die Worte nicht verstanden, waren Tradition und Mimik vertraut. Die Gemeinde freute sich, dass wir da waren. Eingeladen eigene Lieder beizusteuern, packten wir die Gitarre aus und sangen begeistert. Wir erkannten, wir sind angekommen – bei Freundinnen und Freunden.
Weg von Amman reisten wir nach Housn und Shattana in den Norden Jordaniens. Sie liegen nur wenige Kilometer von Syrien entfernt. Was erwartete uns dort? Werden wir Zeichen von Krise und Verfolgung sehen oder Grenzziehung und Absicherungen, fragten wir uns. Unser Bus schaukelte uns über Landstraßen, durch kleine Straßen, und brachte uns schließlich im Dunkeln nach Housn. Einige Pfadfindende begrüßten uns am Bus und führten uns leise durch ein Tor auf den Hof ihrer Schule. Dann wurde es plötzlich laut! Wir liefen geradewegs in ein Hufeisen hinein. Ringsum standen viele Pfadfinderinnen und Pfadfinder mit ihren Familien. Ihre Band mit Pauke, Dudelsäcken, Trommeln und Trompeten gab alles. Angesteckt und ausgelassen lachten und klatschten wir zur Musik. Es tat gut, herzlich begrüßt zu werden!
In Amman und Housn ist uns noch einmal mehr klar geworden, Pfadfinderinnen und Pfadfinder sind sich ähnlich, egal wo sie leben oder woher sie stammen. Uns eint unser Interesse aneinander, an Neuem, an Natur, an Zelten, an Feuer, Musik und Singen, an Spielen, an Spiritualität und gutem Essen. Und das war erst der Anfang unserer Begegnungsreise nach Jordanien! Es gibt viele interessante Geschichten zu erzählen!